Auf die Idee mußte erst mal jemand kommen, plötzlich im Jahre 1989, da Winsens Schützenkorps 141 Jahre existierte, das 125. Königsschießen anzusetzen. Wie verhalten sich die beiden Zahlen
zueinander?
Kommandeur Wilhelm Rulfs ist nicht nur ein erfolgreicher Sportschütze, sondern auch ein kenntnisreicher Traditionsschütze. Über die Geschichte des Schützenkorps Winsen hat er alles Einschlägige
gesammelt. Er weiß genau, was wann auf welche Weise geschah. Und trotzdem, das 125. Königsschießen war nirgendwo vorgegeben. Da mußte er schon mal spielen mit verschiedenen Daten beziehungsweise
aufs Geratewohl einfach mal hier und da Jahre zählen.
Wie auch immer er es herausfand, Tatsache ist, daß 1989 die Winsener Schützen zum 125. Male antraten, einen König zu ermitteln. Von 141 Jahren sind 16 Jahre abzuziehen, weil es 16mal keinen König
gab.
Anno 1866 im Jahr des deutschen Bruderkrieges zwischen Preußen und Österreich fiel das Schützenfest aus, genauso im folgenden Jahr. Wahrscheinlich versetzte die Annektion des Hannoverlandes durch
Preußen den Winsenern einen solchen Schock, daß die nicht feiern konnten.
Der Erste Weltkrieg erzwang eine vierjährige Pause von 1915 bis 1916. Infolge des Zweiten Weltkrieges mußte das Schützenfest sogar zehn Jahre gestrichen werden, die Kriegsjahre sowohl wie die
ersten Nachkriegsjahre, auf jeden Fall von 1940 bis 1949.
Auf Sonnabend, den 29.April 1989, wurde das Jubelkönigsschießen angesetzt. 56 Schützen bewarben sich um den Titel. Bester war mit einem 173-Teiler Gerd Hollenbeck trotz all des Stresses, mit dem
er gerade 1989 fertig werden mußte. Er befand sich im April des Jahres in den letzten Vorbereitungen für das 12. Winsener Stadtfest. Gleichzeitig war er Vorsitzender des Festausschusses im
Schützenkorps. Ziemlich bald nach dem Jubiläumskönigsschießen übernahm er den Vorsitz im Handels- und Verkehrsverein.
Während des Stadtfestes, das er nicht nur mitorganisierte, sondern auch ganz konkret mitausrichtete, fand er in seiner "Hoftaverne" an Glimmannsgasse ein Schild "Königswein". Hier stand der neue
Winsener Jubelkönig hinter der Theke.
Übrigens der vierte Jubelkönig. Den ersten hatte das Schützenkorps weiland zu seinem 50jährigen Jubiläum Anno 1898 ermittelt: Otto Bergstede. Anläßlich des 800jährigen Stadtjubiläums im Jahre
1958 folgte Herbert Kretschmer als Jubelkönig. Er mußte sein Amt 1973 abgeben, als die Winsener Schützen das 125jährige Jubiläum feierten. Neuer Jubelkönig wurde damals Hans-Peter Wittmann. Und
nun als vierter also Gerd Hollenbeck.
Zusammen mit dem Jubelkönig wurde eine Jubelkönigin ausgeschossen. 26 Aktive aus der Damenabteilung beteiligten sich daran. Auf Platz 1 kam Margrit Nielsen. Sie errang den ersten Winsener
Königinnen-Titel überhaupt. Vordem war eine Königin immer die Ehehälfte eines Königs gewesen.
Und ein dritter Titel wurde vergeben. 14 Mitglieder der Jungendabteilung ermittelten den 15jährigen Olaf Göhr als den besten Schützen unter sich.
Jetzt im Jubiläumsjahr 1998 sollen Gerd Hollenbeck und Margrit Nielsen einen Zapfenstreich bekommen, und zwar am 3. Mai, auf daß dann am folgenden Tage ein neuer Jubelkönig und eine neue
Jubelkönigin ausgeschossen werden können.