1. Landrat Otto Gellersen schreitet vorm Kreishaus die Front der Schützen ab.
2. Meldung an Landrat Karl Buchholz vorm Eingang des Kreishauses.
3. Die Prominenz gönnt sich einen Umtrunk. Das Fußvolk wartet...
Der 10.März 1961 war ein großer Tag für Winsen. Das neue Kreishaus konnte eingeweiht werden. Aus Hannover nahm Ministerpräsident Kopf an den Feierlichkeiten teil, aus Hamburg Bürgermeister Dr.
Nevermann. Die Kreisstadt Winsen war fest etabliert.
Bemerkenswert ist, daß die Winsener Schützen, als sie dreieinhalb Monate später ihr Schützenfest feierten, das Kreishaus ins Programm einbanden. Zuerst wurde am Königs-Freitag 1961 - es war der
30.Juni - am Rathaus Bürgermeister Dr. Fritz Broistedt abgeholt. Stadtdirektor Erich Leuffert sichtete niemand; der war vom Dienst suspendiert.
Vom Rathaus marschierte das Schützenkorps zum Kreishaus hinüber. Der diensthabende Offizier, Oberleutnant Wilhelm Peters, machte Landrat Karl Buchholz und Oberkreisdirektor Dr. Andreas Dehn
Meldung. Daß gerade dieser Offizier dazu ausersehen worden war, hatte tiefere Bedeutung. Das neue Kreishaus auf dem herrlichen Areal an der Luhe gab es nur, weil Peters die Weichen gestellt
hatte. Als sich der Kreistag 1958 für Winsen als Kreissitz entschied, da trennte sich Peters von dem hinteren, an der Luhe angrenzenden Teil seines Grundstücks und überredete Nachbarn, ein
Gleiches zu tun. Durch diese Initiative konnte das Kreishaus städtebaulich reizvoll und historisch korrekt zum Schloß in Beziehung gesetzt werden.
Kommandeur Wilhelm Massa brachte die Situation auf den Punkt: "Wir begrüßen mit den Vertretern des Kreises unser neues Kreishaus mit all seinem lebenden Inventar!" Kreisprominenz und
Schützenprominenz begaben sich zu einem Umtrunk ins Innere des Kreishauses. Und schon reihten sich Landrat und Oberkreisdirektor in die lange Marschkolonne ein, und ab ging´s mit Musik.
Nachdem Kommandeur Wilhelm Massa Ernst Reimers zum Schützenkönig 1961 proklamiert hatte - als Adjutant daneben übrigens Herbert Kretschmer, der Jubelkönig von 1958 - ,nahm man an der Königstafel
Platz und war schnell wieder beim Thema Kreis.
Bürgermeister Broistedt erinnerte in seiner Tischrede an den Besuch der Schützen morgens vorm Kreishaus und folgerte schon: "Ich meine, wir sollten daraus eine engere Verbundenheit herleiten. Und
wir würden es begrüßen, wenn der Oberkreisdirektor auch persönliche Beziehungen zum Schützenkorps aufnehmen würde." Unter dem brausenden Beifall der Schützen dankte der Bürgermeister dem
Oberkreisdirektor für den Bau des Kreishauses und die Umgestaltung des Schloß- und Luheparks, um nunmehr seinen Überraschungsangriff zum Ziele zu führen: "Wenn ich daraus schließen darf, welch
großes Interesse Sie an der kleinen Stadt nehmen, dann sollten Sie mit uns auch den grünen Rock teilen."
Tatsächlich, nach der Beendigung des offiziellen Teils meldete sich Dr. Dehn bei Kommandeur Massa als jüngster Winsener Schützenbruder.
Dem "Winsener Anzeiger" verriet er, bereits zum zweitenmal habe Dr. Broistedt ihn genötigt (so der Jurist), dem Winsener Schützenkorps beizutreten. Und diesmal habe er sich überzeugen
lassen.
Auch Landrat Buchholz nahm an der Königstafel das Wort: Der morgendliche Umtrunk im Kreishaus sei mehr als nur eine symbolische Handlung gewesen. "Nunmehr haben die Schützen vom Kreishaus Besitz
ergriffen - jetzt ist das Kreishaus wirklich in Winsen heimisch geworden."
In das alte, auf die Tage der Bürgerwehr zurückgehende Vertrauensverhältnis zwischen Stadt und Schützen war unversehens der Landkreis eingebunden worden.