Anno 1898 - 50jähriges Jubelfest


Glanzpunkt des großen Festzuges von 1898: die Winsenia unterm Baldachin


 In einem Glanz, der alles Dagewesene überstrahlte, begingen die Winsener Schützen 1898
ihr 50jähriges Jubiläum.

 

In einem Glanz, der alles Dagewesene überstrahlte, begingen die Winsener Schützen 1898
ihr 50-jähriges Jubiläum.
Der absolute Höhepunkt des viertägigen Schützenfestes war der sonntägliche Festumzug (31. Juli). Tausende von Menschen säumten die Straßen des Städtchens, um den in viele Schaubilder aufgeteilten, erstaunlich langen Umzug zu sehen.

Voran schritten ein Herold und drei Trompeter in mittelalterlichen Trachten. Sie kündigten die Winsenia an, die Allegorie der Stadt, ein junges Mädchen unter dem Baldachin eines Festwagens. Vier reich geschmückte Pferde zogen das Gefährt. Winsenia leisteten Gesellschaft drei weitere Mädchengestalten in wallenden Gewändern; sie stellten den Handel, die Industrie und - ganz vorn auf dem Wagen - die Luhe dar. Mittelalterliche Armbrustschützen begleiteten links und rechts das prunkvolle Gefährt. Arrangiert hatte dieses Bild der Winsener Heimatforscher Wilhelm Keetz.


Weiter ging es mit dem Lüneburger Erbfolgekrieg.
Herzog Magnus Torquatus von Sachsen schritten mit geharnischten Rittern und Reisigen über die Straßen.

Das Zeitalter der Reformation stellten Herzog Ernst der Bekenner mit Beamten, Hofkavalieren und Schützen dar. Den 30jährigen Krieg sodann symbolisierte ein Fähnlein dänischer Reiter. Am 21. Mai 1627 weiland hatten dänische Truppen das Städtlein Winsen eingeäschert.
Nun kamen Schützen. Sie trugen die Uniformen der Bürgerwehr in der Zeit nach dem 30jährigen Krieg und während des 18. Jahrhunderts. Und schon erkannten die Winsener die Schützenuniform von 1848. Ein Bierwagen der Firma Tewes war als Marketenderwagen hergerichtet.

Als nächstes kam die Winsener Militärmusik-vorschule unter der Direktion von Gustav Herold dahermarschiert. Starke Kontingente auswärtiger Schützenvereine folgten. Aus einem Landauer grüßten huldvoll die beiden Winsener Könige des Jubiläumsjahres.
Es waren die Brüder Otto Bergstede, Lederfabrikant  (rechts) als Jubelkönig und Georg Bergstede, Kürschner (links) als König des Jahres 1898.


Und wieder erscholl Musik, diesmal von der Kruseschen Kapelle. Sie gab verschiedenen Winsener Vereinen den Marschtritt vor: den beiden Radfahrvereinen "Germania" und "Pfeil", den Kriegervereinen der Stadt, dem Männer-Turn-Verein (MTV) und dem Winsener Schützenkorps.
Auf dem Schützenplatz angekommen, richtete Bürgermeister Gustav von Somnitz das Wort an die Marschkolonnen. Wilhelm II. der Kaiser und König, so verkündete er, hatte den Winsener Schützen seine allerhöchste Anerkennung gezollt und ihnen eine große silberne Medaille verliehen. Fortan wurde sie von den Winsener Königen getragen.


Während der Jubiläumsfeierlichkeiten war die Einweihung der neuerbauten Schießhalle vereinsintern das wichtigste Ereignis. Vergessen konnte man das Provisorium Bretterbude. Nun traten die Schützen auf drei Schießständen an.

Der große Macher des Jubiläums von1898 war Kommandeur August Eckermann. Unter seiner Regie wurde nicht nur das für Schießhalle und Schießbahnen nötige Land erworben. Davor und westlich daneben zog sich nun der sogenannte Schützenpark hin.
Die vier Schützenfesttage des Jahres 1898 waren der Donnerstag mit einem ersten Ummarsch durch die Stadt, der Freitag mit dem Königsschießen, der Sonntag mit dem Festzug und der Montag mit einem großen Kinderfest. Für die kleinsten Besucher des Schützenfestes gab es Freikarten im Karussell und freien Besuch der Schaubuden, dazu Kindertanz und die Verteilung von Schokolade.


Das Mitglied unter den Winsener Schützen, das dem Jubiläum am meisten Anteilnahme entgegenbrachte, hieß Christian Labahn. Er war der einzige Überlebende aus dem Gründungsjahr 1848 vor genau 50 Jahren.

links: Zum 50jährigen Jubiläum 1898 überspannte die Marktstraße ein Triumphbogen
rechts: Das Lüneburger Tor wurde zum 50jährigen Jubiläum 1898 nachgebaut